Fachkräfte aus Drittstaaten: Es lohnt sich!

Die Firma Emil Schmid Maschinenbau GmbH & Co.KG hat im Rahmen des Pilotprojektes „Hand in Hand for International Talents“1 eine neue Fachkraft gefunden. Seit Mitte März arbeitet der Brasilianer Jairo Reinehr als Elektroniker auf der Schwäbischen Alb in Sonnenbühl/ Willmandingen.

 

Presseinformation

 

Nr. 08/ 2022 – 14. April 2022

Die Firma Emil Schmid Maschinenbau stellt Sondermaschinen und -anlagen, insbesondere für die Automobilindustrie, her. Das schwäbische Unternehmen beschäftigt knapp über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betreut bis zu 30 Auszubildende. Zukunftsweisende Projekte, vor allem der Bereich E-Mobilität, gehören zu den Spezialgebieten des Unternehmens. Doch schon seit Jahren ist es schwierig, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden. Der Bedarf an Fachkräften ist trotz der Pandemie nicht kleiner geworden, und weil inländische Fachkräfte fehlen, werden Fachkräfte aus dem Ausland gebraucht: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) trat im März 2020 in Kraft und bildet die Grundlage für die Migration von Fachkräften aus Drittstaaten für den deutschen Arbeitsmarkt.

Die Bundesagentur für Arbeit sei ein wichtiger Partner bei der Suche nach Fachkräften, erläutert Christian Rauch, Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit: „Unsere Kernaufgabe besteht nach wie vor darin, inländische Arbeitsuchende bei der Aufnahme einer Beschäftigung zu unterstützen. Aufgrund der demographischen Entwicklung brauchen wir aber zur Deckung des Bedarfs auch qualifizierte ausländische Kräfte, nicht nur aus der Europäischen Union, sondern auch aus Drittstaaten.“

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  1. Hand in Hand for International Talents wird als Projekt von der DIHK Service GmbH in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Es unterstützt Unternehmen bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte auf Basis des Fachkräfteeinwanderungsgesetztes.

 

Genau diese Möglichkeit nutzt die Firma Emil Schmid Maschinenbau in Willmandingen. Christel Bez, Geschäftsführerin, konnte Jairo Reinehr als qualifizierte Fachkraft gewinnen: „Für uns ist Jairo Reinehr ein echter Zugewinn, denn wir sind schon seit langer Zeit auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften. Im Elektrobereich ist der Bedarf am größten. Außerdem ist es schwierig, Auszubildende im Bereich Elektronik zu finden, obwohl dieser Beruf großes Potenzial für die Zukunft bietet.“

Christian Rauch ergänzt: „Mit solchen guten Beispielen können wir vorangehen und andere Arbeitgeber dazu ermutigen, den Einwanderungsprozess, möglich auch über das beschleunigte Fachkräfteverfahren in Zusammenarbeit mit den Ausländerbehörden anzustoßen.“

Die Agentur für Arbeit Reutlingen beteiligt sich als eine von fünf Pilotbezirken deutschlandweit an diesem Projekt: Der Arbeitgeberservice (AG-S) der Agentur für Arbeit spricht gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) die Betriebe an und berät sie. Möchte ein Unternehmen am Projekt teilnehmen, erstellt der AG-S ein Stellenangebot, sucht nach einem passenden Bewerberprofil (das von der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit erstellt wurde) und legt es dem Unternehmen vor. Vorgeschlagen werden Bewerberinnen oder Bewerber, die bereits Teil des Projekts sind und in ihrem Herkunftsland einen Deutschsprachkurs abgeschlossen und ein Anerkennungsverfahren für ihren Beruf erfolgreich durchlaufen haben. Die Kosten für diese Vorbereitung werden anteilig aus Fördermitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und vom Arbeitgeber getragen. 

Daniel Boban, Teamleiter des AG-S in Reutlingen, erklärt: „Wir arbeiten eng mit der IHK zusammen und stimmen ab, welche Unternehmen wir für das Projekt gewinnen möchten. Gemeinsam mit der IHK beraten wir das Unternehmen zum gesamten Prozess. Bei der Firma Emil Schmid Maschinenbau hat alles super gepasst. Wir haben nur Herrn Reinehr vorgeschlagen, und es hat geklappt.“

Projektkoordinator für das Projekt „Hand in Hand for International Talents“ bei der IHK Reutlingen ist Peter Teutemacher. Seine Aufgabe besteht – über die Beratung hinaus – auch darin, die Fachkräfte in ganz praktischen Dingen zu unterstützen, wie etwa bei Behördengängen oder Sprachkursbegleitung.

Peter Teutemacher appelliert an die Unternehmen: „Viele Arbeitgeber kennen dieses tolle Projekt noch nicht. Nach zwei Jahren Pandemie öffnet sich wieder eine Perspektive für die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland. Wir nehmen Sie an die Hand und unterstützen Sie beim Rekrutierungsprozess.“

 

Wir haben NACHGEFRAGT: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Christel Bez, Geschäftsführerin der Firma Emil Schmid Maschinenbau GmbH & Co.KG“

 

Wie sind Sie auf das Projekt „Hand in Hand for international Talents“ aufmerksam geworden?

„Im Oktober 2021 hat uns die Agentur für Arbeit Reutlingen auf dieses Projekt aufmerksam gemacht. Etwa zeitgleich ist die IHK Reutlingen auf uns zugekommen. Die Zusammenarbeit zwischen Agentur für Arbeit und der IHK lief von Anfang an direkt Hand in Hand.“

 

Wie lief die Rekrutierung und das Bewerbungsverfahren?

„Das Schöne an diesem Projekt ist, dass die Rekrutierung im Ausland komplett über die Auslandshandelskammer und die Vermittlung über die Bundesagentur für Arbeit erfolgt.

Schon im November 2021 konnten wir so unser erstes Bewerbungsgespräch mit Herrn Reinehr führen. Im Dezember folgte das zweite Gespräch. Für uns war relativ schnell klar, dass es passt und wir Herrn Reinehr gerne beschäftigen möchten. An diesen Online-Runden haben zudem die Vertreter der IHK und Agentur für Arbeit teilgenommen, die uns beim Prozess begleitet und unterstützt haben.

Nach Ankunft von Herrn Reinehr in Deutschland sind wir dann überwiegend tätig geworden. So unterstützen wir ihn zum Beispiel bei der Wohnungssuche oder bei den Behördengängen. Die IHK ist aber noch nach wie vor Ansprechpartner für uns und Herrn Reinehr.“

Jairo Reinehr, Elektroniker aus Brasilien

 

Wie sind Sie auf das Projekt aufmerksam geworden?

„Ein Bekannter, der bereits zwölf Jahre in Deutschland gelebt hat, hat mir den Tipp gegeben, mich beim Konsulat zu melden. Über das Internet bin ich dann auf das Projekt gestoßen und habe eine E-Mail an die ZAV geschrieben. Direkt einen Tag später habe ich eine Antwort erhalten und wurde als Bewerber für das Projekt aufgenommen. Das war vor fast genau einem Jahr.“

 

Wie wurden Sie auf die Arbeit in Deutschland vorbereitet und wie fühlen Sie sich in Deutschland?

„Ich konnte durch meine Familie bereits Deutsch sprechen. In Brasilien habe ich aber trotzdem noch einen Sprachkurs beim Goethe-Institut besucht und mich auf die Arbeit in Deutschland vorbereitet. Mein Beruf wurde voll anerkannt. Aktuell wohne ich in einer Pension. Im April kann ich in eine voll ausgestattete Wohnung ziehen, die nur drei Kilometer von der Firma entfernt ist. Ich werde über einen längeren Zeitraum von einem erfahrenen Kollegen eingearbeitet. Ich fühle mich sehr wohl hier.“

 

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