Hilfe für Fachkräfte aus aller Welt

Schwäbisch Gmünd. Im Oktober hat das Welcome Center Ostwürttemberg seine Arbeit aufgenommen. Die für Dezember geplante Auftaktveranstaltung im Aalener Kulturbahnhof wurde wegen der Pandemie verschoben und soll nachgeholt werden. Bernhard Hampp hat mit der Leiterin Evgeniya Abdieva gesprochen.

 

Welcome Center heißt Willkommenszentrum – wer ist bei Ihnen willkommen?

Schwäbisch Gmünd. Im Oktober hat das Welcome Center Ostwürttemberg seine Arbeit aufgenommen. Die für Dezember geplante Auftaktveranstaltung im Aalener Kulturbahnhof wurde wegen der Pandemie verschoben und soll nachgeholt werden. Bernhard Hampp hat mit der Leiterin Evgeniya Abdieva gesprochen.

Welcome Center heißt Willkommenszentrum – wer ist bei Ihnen willkommen?

Evgeniya Abdieva: Grundsätzlich alle internationalen Fachkräfte der unterschiedlichsten Branchen, alle Menschen mit Migrationshintergrund, die einen beruflichen oder akademischen Abschluss aus dem Ausland mitbringen.

Gibt es weitere Kriterien?

Wann und aus welchen Gründen sie hergekommen sind, ob sie aus der Europäischen Union oder einem Drittland kommen, ist für uns unerheblich: Wichtig ist, dass diese Menschen in der Region ankommen, bleiben und hier etwas erreichen möchten. Dafür geben wir ihnen sowie ihren Familienangehörigen Unterstützung.

Gilt das auch für Unternehmer?

Ja, Unternehmerinnen und Unternehmer, die Fragen zur Beschäftigung und Integration internationaler Fachkräfte haben, können sich ebenfalls an das Welcome Center Ostwürttemberg wenden.

Wie ist das Welcome Center Ostwürttemberg organisiert?

Das Welcome Center Ostwürttemberg ist als eines von elf derartigen regionalen Einrichtungen in ganz Baden-Württemberg bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Ostwürttemberg (WiRO) als Träger angesiedelt. Dort, in Schwäbisch Gmünd, befindet sich auch mein Büro.

Wer fördert das Projekt?

Gefördert wird das Projekt vom Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau sowie durch den Ostalbkreis und die Städte Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd. Zwei weitere Ansprechpartnerinnen, unter anderem für die internationalen Studierenden, sind an der Hochschule Aalen tätig. Unsere Beratungs- und Informationsangebote sind aber in ganz Ostwürttemberg verfügbar.

Wie finden die Beratungen statt?

Es gibt Online-Angebote, telefonische Beratung und auch Termine vor Ort. Wir planen für die Zukunft, außer in Gmünd und Aalen, auch Präsenz-Sprechzeiten in Ellwangen, Heidenheim und Giengen anzubieten. Beratungen sind bei uns auf Deutsch, Englisch, Russisch, Türkisch, Tschechisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und Polnisch möglich und natürlich kostenlos.

Wie finden die Menschen zu ihnen?

Die meisten kommen über unsere Kooperationspartner wie etwa das Jobcenter, die Ausländerämter oder auch das Bürgerbüro zu uns. Aber es kann sich jeder an uns wenden.

Was sind die häufigsten Anliegen?

Der erste Schritt – und auch die größte Hürde – ist meist die Anerkennung des ausländischen Berufs- oder Studienabschlusses. Oft sind Abschlüsse aus dem Ausland zwar gleichartig, aber eben nicht gleichwertig mit den hiesigen Abschlüssen. Die meisten, die zu uns kommen, haben bereits im Alleingang versucht, hier beruflich anzukommen und festgestellt, dass sie Hilfe benötigen. Ich bin vor einigen Jahren selbst hier angekommen und weiß, wie schwierig es ist, sich zurechtzufinden und die Vielfalt an Angeboten zu überblicken.

Wie lief das ab?

Ich hatte bereits in meiner Heimat Usbekistan ein pädagogisches Studium abgeschlossen und bin dann aus persönlichen Gründen nach Gmünd gezogen, wo ich an der PH Lehramt studiert und den Master in Bildungswissenschaft erworben habe. Das Thema Anerkennung habe ich auch als schwierig empfunden. Wie oft habe ich von verschiedenen Stellen gehört: Wir sind nicht zuständig. Das ist beim Welcome Center Ostwürttemberg nun anders. Unsere klare Botschaft lautet: Wir sind zuständig!

Wofür beispielsweise?

Zum Beispiel, um uns die Zeugnisse genau anzuschauen. Eine Klientin sagte uns, dass sie im Ausland mit dem Thema Bau zu tun hatte – wir konnten herausfinden, dass das Profil der Bauzeichnerin am ehesten auf sie zutrifft.

Wie geht es dann weiter?

Wir können die Klienten zu einer Anerkennungsberatung vermitteln oder zu einem fachlich geeigneten Dolmetscher, falls Übersetzungsarbeit ansteht. Wir stellen den Kontakt zu den Anerkennungsstellen von IHK, Handwerkskammer oder Regierungspräsidium her. Wir weisen die Klienten auch auf aktuelle Jobanzeigen in den Zeitungen hin. Für den Bereich Sozialwirtschaft gibt es ein landesweites Welcome Center, mit dem wir bei Tandem-Beratungen zusammenarbeiten. Gleichzeitig versuchen wir, unser Netzwerk langfristig soweit auszubauen, dass wir die internationalen Fachkräfte und die Unternehmen auch zusammenbringen können. Aber manchmal ist es für die Fachkräfte genauso wichtig, erst einmal eine ordentliche Wohnung oder einen Kindergartenplatz zu finden. Auch da unterstützen wir, nutzen unser Netzwerk und greifen auch zum Telefon.

Welche Unternehmen profitieren davon?

Die Personalverantwortlichen in den ganz großen Unternehmen gehen das Thema Gewinnung ausländischer Fachkräfte meist bereits professionell an, daher sind wir vor allem auf die kleinen und mittleren Unternehmen fokussiert. Diese können am ehesten profitieren, wenn sie- ganz im Sinne des WiRO-Mottos „Raum für Talente und Patente“- das Potenzial der Menschen nutzen, die in die Region Ostwürttemberg kommen.

 

Quelle: Gmünder Tagespost - Autor: pm - Bild: WiRO